von Nely Lopez Mendez.
Warum bloß der Aufwand? Wir sitzen in der Schule, an Alster oder Elbe, treffen uns mit Freunden und posieren angestrengt vor dem Smartphone, um mit einem schnellen Lächeln den Augenblick festzuhalten. Doch kurz darauf, ist alles schon wieder gelöscht. Warum ist Snapchat, die Instant Messaging App mit den geisterhaft verschwindenden Handybildern, eigentlich so attraktiv und was leistet sie genau?
Inhalt
Wie funktioniert Snapchat?
Snapchat ist eine kostenfreie Social Media App. User können über die herkömmlichen Messaging-Funktionen hinaus, Fotos und Videos verschicken, die für den Empfänger bis zu 10 Sekunden sichtbar sind und sich dann automatisch vom Endgerät löschen. Jeder Nutzer hat anstatt eines Profils, einen eigenen Channel, dessen Inhalte sich andere User anschauen, den sie aber nicht direkt kommentieren oder liken können. Er kann seinen Channel nach Belieben mit Fotos und Videos füllen und seine Freunde daran teilhaben lassen. Bilder und Videos lassen sich außerdem mit einigen Werkzeugen wie Filtern und anderen Effekten verschönern und mit Text versehen.
Robert Murphy und Evan Spiegel haben die App schon 2007 in Los Angeles, Kalifornien entwickelt. Doch die Urheberschaft ist umstritten. Ein Mann namens Reggie Brown, der von den Snapchat CEOs allerdings nur als Praktikant gesehen wurde, behaupte plötzlich, er habe die Idee für den Dienst gehabt. Außerdem habe er das Logo entworfen und auch den Firmennamen kreiert. Nachdem das Unternehmen diese Behauptungen abstritt, ging Brown im Februar 2013 damit vor Gericht. Am 9. September 2014 verkündeten Murphy und Spiegel dann, dass der Prozess abgeschlossen sei und eine nicht genannte Summe an Brown übergehe. Damit hatten sie zugegeben, dass die Idee zu „Snapchat“ zumindest nicht allein von ihnen stammte.
Hype um die Snapchat-Story
Im August 2015 bekam Snapchat ein neues Update, die „Snapchat-Story“, die von den Usern begeistert angenommen wurde und zur Beliebtheit der App deutlich beigetragen hat. User können damit ihre Fotos oder Videos in chronologischer Reihenfolge in die Storyline posten. Sichtbar sind die Fotos dann bis zu 24h. Die Funktion ist wie bei einem Foto-Tagebuch, das man mit Freunden und Bekannten teilt. Außerdem gibt es inzwischen eine Video-Chat Funktion.
Das Angebot an Möglichkeiten wächst ständig, sodass heutzutage sogar Nachrichtendienste wie die Washington Post Informationen über „Snapchat brandaktuelle News“ veröffentlichen, während der Messenger früher eher als „Sexting-App“, mit dem Verschicken von Nacktbildern Schlagzeilen machte. Heute wird die App von unterschiedlichen Altersgruppen auf verschiedene Art benutzt. Unternehmen und Personen des Öffentlichen Lebens verwenden sie zum Beispiel für Marketingzwecke. Aber hauptsächlich geht es bei Snapchat um die schnelle, unkomplizierte Mitteilung von Information, in Form von Bildern, Videos und Texten.
Dadurch dass die Bilder und Videos nur für einen sehr kurzen Zeitraum verfügbar sind, machen sich die Nutzer deutlich weniger Gedanken über ihre Selbstdarstellung. Diese Kurzlebigkeit ist für Snapchat-Nutzer besonders attraktiv, da sie spontan Momente einfangen und diese ohne weitere Überlegung veröffentlichen können. So entsteht eine eher gelassene Kommunikation.
Kritik und Sicherheitslücken
Durch die automatisierte Löschung von Fotos und Videos, suggeriert die App ein hohes Maß an Datenschutz, welches jedoch gar nicht immer gegeben ist. Eine Garantie dafür, dass die Fotos nach der abgelaufenen Zeit für immer gelöscht sind, existiert eben gar nicht wirklich. Mit einfachsten Mitteln, und wenig technologischem Fachwissen lassen sich verlorene Bilder wiederherstellen und speichern. Auch durch die Screenshot-Tastenkombination des Smartphones, kann jeder die Fotos abspeichern. Diese Aktion wird dem Sender zwar mitgeteilt, aber eine andere Option als den Empfänger zu bitten, die Bilder zu löschen gibt es nicht.
Bereits im August 2013 wies die Datenschutz-Gruppe „Gibson Security“ auf Sicherheitslücken bei Snapchat hin. Aus Protest dagegen, dass Snapchat daraufhin nichts unternahm, landeten Ende 2013 ganze 4,6 Millionen Nutzerdaten im Netz. Und das waren nicht die einzigen Sicherheitslücken, mit denen die App Probleme hatte. Im Oktober 2014 wurde Snapchat wieder von einer Cyberattacke überrascht. Rund 200.000 Bilder gelangten ins Netz. Auf Twitter veröffentlichte der Dienst eine Stellungnahme, in der das Unternehmen bekanntgab, die User seien Opfer von Drittanbieter-Apps geworden. Und immer wieder kritisieren Datenschützer und US-Behörden die Datenschutzrichtlinien der App.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Snapchat
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/warum-snapchat-so-erfolgreich-ist-14165805.html
https://www.netzwelt.de/news/149327-snapchat-4chan-hacker-stehlen-200000-fotos-videos.html