Ulrike Schupp in „Meine Gesundheit“, Beilage in „Freundin“, Juli 2017 „Das spielt sich schnell wieder ein, wenn das Baby erst da ist,“ dachte Gesine C. Vor allem die letzten Wochen ihrer Schwangerschaft empfand die 38jährige als belastend. Ständig rannte sie zur Toilette. Beim Niesen oder beim Treppensteigen verlor sie unwillkürlich „ein paar Tropfen“ Urin. Rund 50 Prozent aller Frauen leiden durch das zunehmende Gewicht des Kindes vorübergehend unter Blasenschwäche. Bei ihr blieb das Problem allerdings, verstärkt durch die Geburt, auch noch Monate danach. „Ich traute mich nicht ins Freibad, die lange Fahrt in den ersehnten ersten Sommerurlaub mit Baby wurde zum Albtraum,“ erinnert sie sich. „Und ich mochte weder mit meinem Mann oder meiner Gynäkologin darüber reden, weil ich dachte, das passiert doch nur wesentlich älteren. Wie soll das bloß weiter gehen?“
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Jede Vierte zwischen 25 und 35 leidet an Blasenschwäche
Blasenschwäche nur bei Frauen jenseits der Menopause? Mitnichten. Zwar leidet bei den über 60jährigen fast jede Zweite daran. Doch auch jede vierte Frau zwischen 25 und 35 kennt das schockierende Gefühl, die eigene Blase nicht kontrollieren zu können nur zu gut. 35 bis 45 Prozent der Betroffenen leiden an Stressinkontinenz. Wenn es durch Belastungen wie Husten, Laufen oder Springen zu unkontrolliertem Urinverlust kommt, ist meist eine schwache Beckenbodenmuskulatur schuld daran, ausgelöst zum Beispiel durch die starke Dehnung in der Schwangerschaft. Dazu kommt häufig eine Schädigung der Bänder, die die Harnröhre verschließen.
Der Beckenboden ist im Alltag oft zu stark gefordert
Auch im Alltag ist der Beckenboden zu stark gefordert durch schweres Tragen oder Übergewicht. Durch die zu schwache Muskulatur kann es außerdem zu einer Absenkung der Gebärmutter führen, die die Beschwerden noch verstärkt. Die zweithäufigste Form der Inkontinenz bei Frauen ist die sogenannte „Reizblase“. Dabei spürt die Betroffene einen kaum unterdrückbaren Harndrang, ohne dass es zu Harnabgang kommt. Ärzte sprechen von einer „Urgeinkontinenz“. Sie kann zum Beispiel auch durch häufige Harnwegsinfekte ausgelöst werden. Beide Formen der Blasenschwäche treten häufig gemeinsam auf.
Ärztin und Hebamme können helfen
Gesine C. vertraute sich schließlich ihrer früheren Hebamme und dann ihrer Ärztin an. In einem Gesundheitszentrum buchte sie zunächst einen Kurs speziell für Beckenbodentraining. „Ein weiterer Schritt war, dass ich meine Scham überwand und mich in einem Sanitätshaus hinsichtlich der Einlagen beraten ließ.“ Viele Produkte, die heute auf dem Markt sind, tragen auch unter engen Sommerröcken nicht auf und können durch spezielle Slips so fixiert werden, dass sie nicht verrutschen. Wichtig ist vor allem im Sommer, sie häufig zu wechseln, um Geruch zu verhindern und die Haut zu schützen. „Was mir am meisten geholfen hat, war das Gefühl nicht allein zu sein, weil es so vielen Frauen ähnlich geht,“ erinnert sich die heute 42jährige. Auch der Rat der Hebamme hat sich bewährt: Trainieren etwas länger auszuhalten, bevor e zur Toilette geht. Auf säurehaltige Nahrungsmittel und Getränke wie Kaffee oder Alkohol eher verzichten und vor allem im Sommer viel trinken, täglich mindestens zwei Liter stilles Wasser, weil das die Blase beruhigt.