Zum Auftakt der Lesereise mit der Gestalttherapeutin und Autorin Nele Koch lädt der Hospizverein Hamburg Süden im Rahmen der diesjährigen Palliativ- und Hospizwoche zu einer Lesung ein. Nele Koch liest aus ihrem Buch „Und wie geht es eigentlich dir?“ Musikalisch wird sie dabei von Irene Enzlin am Cello begleitet.
Inhalt
Lesereise und neues Buch von Nele Koch
Mittwoch, 15.10.2020, 19.00 Uhr
Gemeindesaal St. Petrus, Haakestr. 100, 21075 Hamburg
Anmeldung erforderlich unter Tel. 040-76 75 50 43 oder über info@hospizverein-hamburgersueden.de
Weitere bundesweite Termine mit Nele Koch auf nelekoch.de
Aus unserer Presseinformation zum Buch:
(…) Nele Koch hat den Angehörigen von Krebspatient:innen in Interviews eine Frage gestellt, die diese viel zu selten hören: „Und wie geht es eigentlich dir?“. Mit der Diagnose „Krebs“ konfrontiert, fühlen die Bezugspersonen von Patient:innen nicht nur mit, sondern richten nicht selten und oft auch über eine lange Zeit ihr eigenes Leben gänzlich nach den Bedürfnissen der Erkrankten aus. Auf der Strecke bleiben – wie die Autorin über zahlreiche berührende Zitate dokumentiert – die Auseinandersetzung mit eigenen Ängsten, der Freiraum für persönliche Bedürfnisse und die Entwicklung eigener Zukunftsperspektiven. Häufig ordnen sich auch Partnerschaften und soziale Beziehungen völlig neu. „Du musst immer darüber reden mit Leuten, die letztlich außerhalb stehen (…). Dann bist du immer der Berichterstatter. Ich hatte mehrere Rollen: Ehemann, Vater, Mitbetroffener. Das war manchmal eine emotionale Überforderung“, sagt beispielsweise Herr L. „Mir wurde viel auf die Schultern geladen. Es gab vonseiten der Ärzte eine Vermischung von Fachfrau und Ehefrau. Sie hatten mich und meine Situation nicht wirklich im Blick (…). Ich war dann bei Erklärungsgeschichten eher die Dolmetscherin, die zuhause nachbereitet. Wie die Krankenschwester und der Doktor sozusagen“, erzählt Frau D.
Ein Buch für Menschen in Lebenskrisen
Nele Koch entschied sich nach einem geisteswissenschaftlichen Studium für die Gesundheitsbranche, arbeitete zunächst viele Jahre als Gesundheits- und Krankenpflegerin, später auch als Ausbilderin, Dozentin und Führungskräfte-Trainerin. Nach weiteren Ausbildungen gründete sie 2008 ihre Praxis für Gestalttherapie und Systemische Beratung in Hamburg. „Ich habe selbst erlebt, wie tief die eigene Verunsicherung gehen kann und wie viel Kraft es kostet, wieder Boden unter die Füße zu bekommen“, sagt die Autorin, die selbst zwei nahe Angehörige durch schwere Erkrankungen verloren hat. „Es ist zwar ein Buch von und für die Bezugspersonen von Krebskranken. Aber es ist ein Transfer möglich zu Betroffenen in anderen Lebenskrisen oder mit anderen lebensgefährlichen Erkrankungen und Verlusterfahrungen.“
„Gelähmte Zeit“, Belastungen und Zuversicht
Behutsam nimmt Nele Koch ihre Leser:innen mit auf eine Entwicklungsreise, die zunächst bei der Fassungslosigkeit angesichts der Diagnose beginnt. Kurze analytische und therapeutische Kommentare markieren die einzelnen Stationen der Lebenskrise, die durch die Erkrankung des geliebten Menschen ausgelöst wird. Beispielsweise beschreibt die Autorin das Gefühl auf mehreren Ebenen „am Limit“ zu sein: „physisch durch Mehrfachbelastung und Erschöpfung, emotional durch die existenziellen Ängste und die eigenen Ansprüche – in vielen Fällen auch sozial und ökonomisch durch Einsamkeit und Geldsorgen“. Wie in einem Puzzle ergeben sich aus den Interviews immer wieder auch Hinweise auf ein Gesundheitssystem, das den Angehörigen Schwerkranker zwar viel Verantwortung überträgt, ihnen aber gleichzeitig wenig Unterstützung bietet und ihre Belastungen kaum wahrnimmt.
Leben nach der Krise
Schritt für Schritt finden die Betroffenen zurück zu sich selbst, zu den eigenen Ressourcen und in ein Leben nach der Krise. Zu den Ressourcen zählen dann beispielsweise das Zulassen eigener Gefühle und Bedürfnisse, Gespräche mit Freunden, gemeinsame Alltagsrituale, selbst geschaffene Freiräume; aber auch das Annehmen institutioneller Hilfsangebote, auf die die Autorin in einem Serviceteil zum Schluss ihres Buchs verweist. Am Ende erleben die An- und Zugehörigen der erkrankten Partner:innen, Familienmitglieder oder Freunde dann manchmal sogar positive Veränderungen. Sie haben „eine Verbundenheit gespürt, neue Rituale gefunden und das Zusammensein genossen“- Und: „Sie haben das Leben neu ausgerichtet.“
Gut zu lesen ist Neles Kochs neues Buch durch die klaren einfühlsamen Texte der Autorin, aber nicht zuletzt auch durch die gelungene Gestaltung von Ute Necker, die über großzügige Fotosequenzen von utopisch verlassen wirkenden grauen Wasser- und Stadtpanoramen bis hin zu kraftvollen, leuchtenden Momentaufnahmen eine ganz eigene Bildsprache zum Thema entwickelt hat.
2019 Nele Koch, 172 Seiten
Buchgestaltung: Ute Necker, Braunschweig
Publikationsberatung: Ursula Debus, Hamburg Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt
ISBN 978-3-7431-9329-1