Bildschirmarbeit, Online-Konferenzen, Nachrichten lesen am Tablet und dann zur Entspannung abends noch die Lieblingsserie durchsuchten? Für unsere Augen eher ein Fiasko als ein Wellnessprogramm. Über „Schwierigkeiten beim Sehen“ klagte 2017 einer Studie des Robert Koch Instituts zufolge etwa ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland. Die meisten hielten ihre Beschwerden eher für „leicht“.
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Harmlose Fehlsichtigkeit?
Allerdings ist auch eine harmlose Fehlsichtigkeit, die durch eine Verkrümmung der Hornhaut, durch Kurz- oder Weitsichtigkeit verursacht wird, im Alltag belastend, wenn sie nicht behandelt wird. Die Betroffenen leiden unter trockenen, brennenden Augen, unter Kopfschmerzen und Müdigkeit. Augenärzte oder Augenärztinnen sorgen für Abhilfe, indem sie neben Brillen auch spezielle Kontaktlinsen für trockene Augen verschreiben. Bildschirmarbeitende können außerdem selbst etwas für ihre Augen tun: Sie sollten zum Beispiel regelmäßig kurze Pausen einlegen und den Blick schweifen lassen, nicht reglos auf das Display starren, sondern bewusst öfter mal blinzeln, genug Wasser trinken und regelmäßig lüften.
Grüner Star, AMD und Glaukom als „Volkskrankheiten“
Durch unsere „alternde Gesellschaft“ wächst ein zusätzlicher Versorgungsbedarf für Augenerkrankungen, die unbehandelt zu schweren Sehbehinderungen bis hin zur Erblindung führen können. Etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland sind bereits blind oder sehbehindert. Das heißt, sogar mit Brille oder Kontaktlinsen verfügen sie maximal über 30 Prozent des normalen Sehvermögens. Vor allem drei Erkrankungen sind in den Industrienationen dafür verantwortlich: die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), bei der die lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut absterben und das Sehen im Zentrum des Gesichtsfelds immer schwieriger wird. Dann der Grüne Star (Glaukom), bei dem der Sehnerv geschädigt ist, und schließlich Netzhautschädigungen durch Diabetes mellitus. Der hohe Blutzuckergehalt beim Diabetes kann die feinen Blutgefäße zerstören, die für die Versorgung der Netzhaut notwendig sind. Verbreitet ist auch der graue Star, der inzwischen erfolgreich durch eine Operation geheilt wird, bei der trüb gewordene Augenlinsen durch ein Implantat aus Kunststoff ersetzt werden. Schätzungen zufolge wird die Anzahl der Menschen, die von diesen „Augenvolkskrankheiten“ betroffenen sind, bis 2030 weiterhin stark ansteigen. Für die Gesundheitsversorgung ist das nicht zuletzt deshalb eine Herausforderung, weil es nicht genug Fachärzte oder Fachärztinnen gibt.
Gute Chancen durch neue Gentherapien
Optimistisch stimmt dagegen die Forschung zu neuen Gentherapien, die das Fortschreiten von Augenerkrankungen verhindern oder verlangsamen könnten. Bei trockener AMD sollen Körperzellen zum Beispiel durch die Injektion eines Vektors, der genetische Informationen übermittelt, lernen, die Entzündungsfaktoren zu blockieren, die am Fortschreiten der Erkrankung beteiligt sind. Eine weitere Option sind spezielle Kunstlinsen, die Defizite der Makula ausgleichen.
Diabetes wird leider immer noch oft erst spät erkannt. Eine verbesserte Diagnostik könnte hier dafür sorgen, dass auch Folgeerkrankungen wie Netzhautschädigungen besser behandelt werden können.